Bei der Auflösung versprach ich Fotos vom fertigen Stuhl, sowie die Geschichte zum Rätsel.
Angefangen hat die ganze Sache damit, dass ich mich in diese Stühle einer alten Dame verguckt habe.-Eigentlich habe ich mich in diese alte Dame selber verliebt, denn sie war eine unglaublich tolle und beeindruckende Frau. Eine von den starken, die all die furchtbaren Zeiten des letzten Krieges irgendwie gemeistert haben, eine kleine zähe unglaublich kreative Frau, der man stundenlang zuhören konnte.
Sie hat im Krieg alles verloren und erzählte mir einmal, dass das beste und größte Geschenk für sie war, als sie nach dem Krieg ihre erste Nähnadel geschenkt bekam. -
Dieses Erleben hat sie so geprägt, dass sie den Dingen eine ganz andere Achtung entgegengebracht hat. Vieles in ihrem Haus war geerbt, aber es hat durch sie ein neues Gesicht bekommen (zB.Kleidung von Hand verändert- aus Rock mach Weste). Außerdem hat sie ziemlich viel gesammelt, weil es ihr wichtig war (in keinster Weise messie-mäßig, alles wohl geordnet). Irgendwann erwähnte ich in einem Nebensatz wie schön ich doch die Stühle fand.
Vor fast 2 Jahren ist sie leider im Alter von 96 Jahren verstorben. Kurz darauf rief mich ihr Neffe an und sagte, ich müsse mir noch meine Stühle abholen kommen- die Tante hätte das so gewollt.
Diese Stühle standen dann erst einmal hier und ich konnte mich nicht aufraffen. Als ich dann im letzten Jahr mit dem Aufarbeiten (sie waren dunkelbraun) anfing, musste ich herzlich lachen.
Das 1. Foto zeigt den Inhalt der Polsterung. Und es ist so typisch für diese Dame, denn sie konnte nicht einfach etwas wegschmeißen. Ein hoch auf die Recycling-Queen- Teppichwolle, vereint mit Füllmaterial.-
der eine Stuhl ist nun an meinem Arbeitsplatzgelandet, der 2. ist verliehen ins Zimmer der Jüngsten. |
Außer diesen wunderbaren Stühlen hat sie mir ihren gesammten Bestand an Bändern und Nähzeug vermacht- der reicht für die nächsten Jahrzehnte- und Hannah und ich nutzen es gern.
Sie wollte übrigens 100 werden, um sich dann zum Geburtstag zu wünschen, dass sie mir beim Perlenmachen zuschauen darf ( ich hätte es früher ermöglicht aber es ging nicht, weil sie das Haus nicht mehrs verlassen konnte).
Wenn ich nun auf dem Stuhl sitze und Perlen mache, denke ich sehr oft an sie.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich da oben darüber freut wie gern wir ihre Stühle haben :)
Lieben Gruß Heike.
2 Kommentare:
Oooh, so eine schöne Geschichte!!! Da kommen mir fast die Tränen! Besser als bei dir hätten die Stühle nicht aufgehoben sein!
LG
Lunaru
Ja, eine sehr schöne Geschichte. Toll, dass die Erben ihrem Wunsch nachgegangen sind und dir die Stühle und Bänder gegeben haben.
Ich wünsche dir viele liebe Gedanken, wenn du auf den (toll gewordenen) Stühlen sitzt.
Ganz liebe Grüße
Petronella
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